Meine Lieben,
manche Bücher erleben bereits vor der Veröffentlichung einen unglaublichen Hype, sodass die Erwartungshaltung beim Lesen einfach unfassbar hoch ist.
Eins dieser Bücher 2019 im Bereich Fantasy war auf jedenfall die „Knochendiebin“, die bereits im englischen als „Merciful Crow“ für ordentlich Rummel gesorgt hat. Umso schöner, dass die deutsche Übersetzung beim Carlsen Verlag nicht lange auf sich warten ließ.
Hier habe ich den Klappentext für euch:
Das atemraubende Fantasy-Debüt aus den USA – so atmosphärisch wie Die rote Königin, so spannend wie Throne of Glass und so eindringlich wie Das Lied der Krähen.
Die junge Magierin Stur aus der Krähen-Kaste kennt nur ein Gesetz: Beschütze die Deinen! Denn von den übrigen Kasten werden die Krähen geschmäht. Dabei versorgen sie Sterbende und Tote, ein wichtiger Dienst in einem Land, in dem die Sündenseuche wütet. Als Sturs Familie für eine Bestattung zum Königspalast gerufen wird, geschieht Unerwartetes: Der angeblich tote Prinz Jasimir will ihre Hilfe! Um die böse Herrscherin zu stürzen, müssen er und sein Leibwächter Tavin Verbündete treffen – unter Sturs Obhut. Aber kann sie dem Prinzen und seinem besten Freund wirklich trauen?
Eine Geschichte über Verlust und Vergeltung, über Verzicht und Veränderung, über den Willen zu überleben – und zu lieben!
»Üppig, aufwühlend und … perfekt für Fans von Leigh Bardugo und Tomi Adeyemi.«, Kirkus Reviews
(Quelle: Amazon)
Das Grundkonzept der Kasten und der Krähen klingt wirklich großartig, oder? Und ich muss sagen, dass es wirklich wahnsinnig gut umgesetzt wurde.
Bereits auf den ersten Seiten lernen wir die Krähen rund um Protagonistin Stur kennen. Bereits hier merkt man, welche Aufgaben ihnen im Königreich zukommen, wo sie stehen und welchen Lebensumständen sie ausgesetzt sind. Dieses Konzept hat mir richtig gut gefallen, ich hätte hier aber gerne noch mehr in die Tiefe gehen können und auch mehr andere Kasten intensiver kennenlernen können.
Die Story nimmt direkt Fahrt auf, nachdem die Krähen feststellen, dass etwas mit den ihnen überlassenen Toten nicht stimmt. Auf einmal sind sie noch tiefer in die Kastenstreitigkeiten verstrickt und sehen sich einer Intrige gegenüber, die das Königreich umstürzen könnte. Das Aufeinandertreffen mit Kronprinz Jasimir und dessen Leibwächter Tavin ist somit gleichzeitig ein kaum kalkulierbares Risiko für die Krähen als auch Chance auf ein langfristig besseres Leben.
Und so beginnt eine wilde Jagd quer durch das Königreich, bei der sich den Krähen und ihren Begleitern diversen Gefahren und Gegnern in den Weg stellen. Hierdurch werden Spannung und Erzähltempo durchgängig extrem hoch gehalten, das Buch ist extrem fesselnd und man kann es kaum aus der Hand legen.
Nicht zu kurz kommt dabei auch ein sich sehr schön entwickelnder Love Interest, der ganz ohne Love at First Sight-Momente auskommt. Vielmehr ist die Lovestory sehr realisitisch und unverkitscht und auch Stur ist keine klassische Fantasy-Protagonistin, die wunderschön perfekt und mit Superkräften daherkommt. Sie ist impulsiv mit einer gewissen Schnauze, die auch mal Fehler machen darf. Das hat mir gut gefallen!
Etwas zu kurz kam mir allerdings noch tiefergehendes Worldbuilding, was ich aufgrund des Hypes irgendwie erwartet habe. An manchen Stellen entwickelte das Buch für mich trotz des hohen Tempos doch irgendwie Längen, weil schon wieder dieselbe Actionszene auf die vorherige folgte und ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte. Manche wird das sicherlich nicht so sehr stören wie mich, aber ich hatte ab und an das Gefühl, dass die Autorin hier noch mehr hätte ausschöpfen können. Vielleicht wird die Fortsetzung ja hier für mehr Ausgewogenheit sorgen.
Alles in allem war letztgenannter Punkt aber nur ein persönlicher Kritikpunkt, der die Qualität des Buches im Ganzen sicher nicht in Abrede stellen wird. War „Knochendiebin“ nun der große Wurf in Sachen Fantasy 2019? Vielleicht einer der besten 10, aber es gibt sicher Bücher, die mich insgesamt mehr überzeugen konnten. Ob dies nun an der hohen Erwartungshaltung im Vorfeld des tatsächlichen Lesens lag oder am Buch selbst, kann ich euch beim besten Willen nicht sagen.
Nichtsdestotrotz ist „Knochendiebin“ ein wirklich gutes Buch, das mit starken Charakteren, viel zwischenmenschlichem Konfliktpotential und ordentlich Action punkten kann. Ein starker Auftakt, der aber dann doch noch Luft nach oben hat.