Genau wie die Titelfigur Melmoth hat mich das Buch so lange auf diversen Seiten verfolgt, bis ich all meine Lesejury-Punkte dafür geopfert habe.
Ist doch bereits allein das Opfer ein wahrer Augenschmaus im Regal und die hat doch die Autorin mit der „Schlange von Essex“ für ordentlich Furore in der Literaturwelt gesorgt.
Darum gehts in Melmoth:
Ein fesselnder und wunderbar unheimlicher Roman
Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth – einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern – und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?
(Quelle: Amazon)
Melmoth verspricht also ein schaurig schönes Lesevergnügen, passend zur dunklen Jahreszeit. Prag als Setting passt hierfür schon mal perfekt, ist es doch perfekte Kulisse mit seinem historischem Flair und seinen ganz eigenen Schauergeschichten wie dem Golem von Prag. Ich bin großer Fan von Prag als Spielort eines Romans und so greife ich gern zu Büchern, die in dieser wundervollen Stadt spielen.
Auch der Beginn des Buches ist vielversprehend, wird man doch direkt mit den myteriösen Umständen um die Figur Melmoth konfrontiert. Dies übt schon einen gewissen Reiz aus, da man ebenso wie die Protagonistin Helen herausfinden will, was es mit ihr auf sich hat. Allerdings ist Melmoth kein reiner Mysteryroman, sondern er behandelt für mich eher zwischenmenschliches. So werden immer wieder Rückblenden der Protagonisten oder weiterer Charaktere, die mit Melmoth in Berührung gekommen sind, in die Geschichte eingebaut. Hierdurch entsteht ein ganz eigener Erzählrhythmus, der eher wenig actionreich ist. Aber hierauf ist die Geschichte auch ganz klar nicht ausgelegt. Es geht vielmehr um das Hinterfragen und Besiegen der eigenen Dämonen, denen man sich irgendwann im Leben stellen muss.
So auch Helen, unsere Protagonistin. Nach und nach kommt einiges ihrer eigenen Vergangenheit ans Licht. Warum gibt es Momente der Selbstgeißelung und der Selbstkasteiung? Hat Helen vielleicht bereits seit längerem Besuch von Melmoth? Kann sie sich am Ende selbst verzeihen? Helens Geschichte nimmt insbesondere auf den letzten Seiten stark Fahrt auf und hat mich berührt. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und habe gemeinsam mit ihr gehadert und gehofft.
Gut gefallen haben mir die diversen historischen Momente des Buchs, das einiges an menschlichem Grauen aufzeigt. Hier kann es stark mit Hintergrundwissen und Kontext glänzen, das in kürzere Erzählepisoden geschickt eingebunden ist. Hierdurch gewinnt das Buch an Tiefe, aber auch an Schwere.
Vor diesem Hintergrund war Melmoth ein recht kurzweiliger Read, der vielleicht nicht ganz so meine Erwartungen erfüllt hat. Mir haben hier eindeutig so manche Aha-Momente gefehlt. Wenn man dies weiß und weiß, worauf man sich einlässt, kann man aber auch mit diesem Buch vergnügliche Lesestunden verbringen.
Hey von diesem Schmuckstück habe ich bisher noch gar nichts mitbekomen 🙂
Die „Schlange von Essex“ fand ich große Klasse.. würdest du das Buch trotzdem empfehlen, obwohl es nicht ganz deinen Erwartungen entsprochen hat?
LG, Sara
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Ja, würde ich auf jeden Fall, weil es so besonders ist. Vielleicht einfach mal in die Leseprobe reinschnuppern 😉
viele Grüße
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